Die Uniform des Mainzer Amazonen Corps

Die närrischen Uniformen der verschiedenen Mainzer Garden weisen nahezu alle einen historischen Bezug zu Truppenteilen auf, die entweder für eine bestimmte Zeit in der Stadt stationiert, oder aber in eine der zahlreichen militärischen Auseinandersetzungen in und um Mainz verwickelt waren. Das Amazonen-Commando hat sich entschieden, in folgender Uniform in das närrische vierfarbbunte Geschehen der Mainzer Fastnacht einzugreifen:

  • Weiße Reithose und schwarze Stiefel. 


  • Weiße Lockenperücke und schwarzer Dreispitz mit innenliegenden weißen Federn, silbernem Zierband, goldenen Knöpfen und einer vierfarbbunten Rosette.

  • Leuchtend rote Uniformjacke mit weißem Brustteil aus Samt, blauen Ärmelstulpen und einer ebenfalls aus Samt bestehenden, blau angesetzten Weste, goldene Knöpfe und silberne Epauletten.

Kölner Rote Funken und Mainzer Amazonen Corps 

Kölner Rote Funken in Mainz 

Der Bezug zu den Kölner Roten Funken ist unschwer an der roten Uniform zu erkennen. Doch was haben die Roten Funken mit Mainz zu tun? Tatsächlich gibt es eine nachweisbare Anwesenheit der Roten Funken während einer der wahrlich nicht wenigen militärischen Auseinandersetzungen in und um Mainz.
Eine Mitte des 17. Jahrhunderts zur Wahrung innerstädtischer Ordnung und Sicherheit in Köln aufgestellte Truppe fungierte mehr als Wach- und Polizeitruppe denn als eine militärische Einheit. Während des gesamten 18. Jahrhunderts unterhielt die “freie Reichsstadt Cölln” ihr Militärkontingent und kam so den ihr auferlegten reichsstädtischen Pflichten nach. In Kriegszeiten kam es zu einer erheblichen personellen Verstärkung der Truppe. Die Stadtsoldaten gehörten zum täglichen Erscheinungsbild in Köln.

Ihre leuchtend roten Uniformröcke trugen ihnen im Volksmund den Namen Rote Funken ein. Zwischen 1730 und 1750 bestand ihre Bekleidung aus einem roten Uniformrock aus Tuch ohne Kragen, mit strohgelbem Futter und Ärmelaufschlägen. Die Knöpfe und der Besatz der Röcke waren weiß, die Beinkleider schwarz. Mannschaften wie Offiziere trugen dreiseitig aufgeklappte schwarze Hüte mit weißen Borten. Es handelte sich um einen sogenannten Dreispitz, auch Dreimaster und im Volksmund Nebelspalter genannte Hutform mit dreiteilig nach oben geklappter Krempe.

In dem 1793 beginnenden ersten Koalitionskrieg besetzte Frankreich nach der Kanonade von Valmy die Österreichischen Niederlande und das linksrheinische Reichsgebiet. Daraufhin erklärte das Heilige Römische Reich den Reichskrieg. Als die Franzosen 1794 vor den Mauern Kölns erschienen, ergriffen die Stadtsoldaten ohne Gegenwehr die Flucht. Im gleichen Jahr mussten die Reichsstände, also auch Köln, Kontingente für eine Reichsarmee bereitstellen. Im Sommer gelang es Frankreich erneut das gesamte linke Rheinufer zu besetzen - mit Ausnahme von Mainz. Die Stadt wurde für das Deutsche Reich zu einer wichtigen Festung. Zu den Verteidigern zählten für einige Monate auch die Kölner Stadtsoldaten in ihren roten Uniformen.

Mit dem Nachweis der Köllschen Stadtsoldaten als militärische Einheit in Mainz und dem Vorbild der Roten Funken als ältestes Kölner Traditionskorps im Fastelovend, haben wir uns dazu entschlossen ebenfalls in roten Uniformen unsere goldisch Meenzer Fassenacht vor Muckern und Philistern zu verteidigen!

...und mal ganz ehrlich: Ist es Zufall, dass die Kölner Stadtsoldaten am 15.02.1795, also 230 Jahre genau vor unserer ersten Kampagne inmitten dieser Närrischen Zeit in Mainz angekommen sind? Wir denken nicht!

Recherche Teresa Thielen & Dr. Diether Degreif